Ein Floh auf Mallorca
Von Dr. Frank Oprach
Badeurlaub mit der Familie? Oder lieber Modellflugurlaub, aber dann alleine? 
Und hoffentlich wird das Wetter mitspielen bei den wichtigsten Wochen des Jahres! Viele Kollegen kennen diese quälenden Standardfragen einer Urlaubsplanung.
Wir haben die Antwort auf diese Frage in der Baleareninsel Mallorca gefunden. Mallorca hat viele Küstenabschnitte, die zum Hangflug geradezu einladen. Die stabile Sonneneinstrahlung und die Geographie der Insel sorgen stets für eine kräftige Thermikbeimischung. Viele Stellen der Insel zeigen Gebirgscharakter und der westliche Abschnitt um Soller ist sogar hochalpin. Beste Voraussetzungen also für einen gelungenen Modellflugurlaub.
Die meisten Urlauber werden die Insel mit dem Flugzeug erreichen und hier gilt es bereits das erste Hinderniss zu überwinden. Die Airlines haben klaren Vorstellungen was als Handgepäck in seinen Abmessungen noch tolerabel ist. Alles was eine Länge von 55cm übersteigt, stösst auf wenig Gegenliebe. Wir haben uns daher einen Nano-Floh von Schmierer zugelegt, der in seinen Abmessungen in einem Schalenkoffer untergebracht werden konnte. Der Koffer wurde innen noch mit Styroporblöcken ausgekleidet, die bei Stauchen und unvorsichtigem Handling den Floh schützen sollten. So vorbereitet hat unser Floh den Flug ohne Schaden überstanden. Dafür war der Sender im Handgepäck gut aufgehoben.
Der Nano-Floh ist aber auch mit seinem geringen Gewicht von knapp unter 200g ein ideales Modell für diesen Zweck. Die auftretenden Kräfte bei der Landung sind damit sehr gering, was den häufig nicht optimalen Landebedingungen entgegenkommt. Aus den Foren ist die Qualität des Modells hinlänglich bekannt. Es ist erstaunlich, wie tapfer der Floh so mancher Windbö trotzt und selbst bei frischer Brise sauber zu fliegen ist.
Bleibt noch abschliessend zu sagen, dass in Spanien für Flugmodelle das A-Band auf 35 Mhz mit den Kanälen 63 bis 80 reserviert ist.
Wer einen Leihwagen sein eigen weiss und mit offenen Modellflugaugen unterwegs ist, trifft auf dieser Insel immer wieder auf lohnenswerte Fluggebiete. Die besten Gebiete im Norden der Insel haben wir im Nachfolgenden beschrieben.
Die Fernverkehrsstrasse Ma-15 in Richtung Cala Ratjada wird kurz hinter Arta verlassen und es geht weiter zur Cala Torta. Die gut ausgebaute und wenig befahrene Strasse führt langsam aber stetig auf eine Anhöhe. Ca. 5 km nach Verlassen der Ma-15 ereicht man dann in Fahrtrichtung rechts eine kleine Parkbucht, die gerne als Aussichtspunkt angefahren wird. Direkt von hier aus haben wir den Hang genutzt, der stets vorzügliche Aufwinde lieferte. Eine kleine Abmauerung schützt vor unvorsichtigen Fehltritten, denn der Hang geht hier ca. 100m steil abwärts und läuft dann flach bis zum Mittelmeer aus. Dieser Hang hat uns nie enttäuscht. Uns erwarten hier normalerweise kräftige Hangaufwinde, die mit unserem Nano-Floh nahezu zeitlich unbegrenzt abgeturnt werden konnten. Für die Landung sollte man sein Modell allerdings kennen, normalerweise steuert man einen geeigneten Strauch an.
Nachdem man sich an diesem Platz ausgetobt hat, fährt man weiter zur Cala Torta.
Der Strassenzustand wird gegen Ende recht schlecht, ist aber durchaus bei angepasster Fahrweise schaffbar. Dafür entschädigt eine kleine, romantische Bucht mit einen Sandstrand und Bademöglichkeiten. Die Felsküste lädt zudem zum Schnorcheln ein, auch eine kleine Strandbar ist vorhanden. Wer aber jetzt schon wieder Entzugserscheinungen von der Modellfliegerei hat, geht auf die Klippen und nutzt ca. 30 m über dem Meer den Hangaufwind.
Das Landen in diesem Bereich gestaltet sich einfacher, die Vegetation ist dichter und unser Nano-Floh wurde stets federnd in höher wachsenden Gräsern abgefangen. Alternativ kann hier auch im hinteren Sandstrandbereich gelandet werden, wo keine Gäste sonnenbaden. Hier beweisen sich erneut die kleinen Massen des Modells als ausgesprochen vorteilhaft.
Das Gebiet um das bekannte Cap Formentor eröffnet mit der Cala Figuera eine weitere Möglichkeit des Hangflugs in reizvoller Umgebung. Diese Bucht ist über die Straße, die zum Leuchtturm am äussersten Nordzipfel der Insel führt, sehr gut zugänglich. Vom Parkplatz aus wandert man statt zum Strand nur wenige Meter auf gleicher Höhe linker Hand und findet einen Felsvorsprung, der sehr geeignete Voraussetzungen bietet. Diese Cala ist eine Schlucht, die durch zwei seitliche Gebirgsformationen den Wind vom Meer so kanalisiert, dass der Hangaufwind zur Kante stets optimal verläuft. Auch hier sind zahlreiche weiche Sträucher und hohe Gräser zugegen, die sich für die Landung eignen.
Ebenfalls auf der Halbinsel Formentor befindet sich der Turm „Talaia d’Albercutx“. Neben einer grandiosen Aussicht kann man den Hangaufwind hier aus vielen Windrichtungen nutzen. Landungen sind im Gestrüpp gut möglich.
Aufgrund der Landemöglichkeiten, aber auch weil andere Gäste durch unseren Sport nicht gefährdet werden sollten, verbietet sich der Einsatz von „schwerem Gerät“ an den beschriebenen Plätzen. Dennoch war uns mit dem Floh auf Mallorca ein lohnender und familienfreundlicher Kompromiss für einen wunderschönen Urlaub gelungen.